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Weltgebetstag - Archiv

Pionierin des Weltgebetstages verstorben - Nachruf für Gertrud Tschäpe

24.11.2022

Am Samstag, den 19.11.2022, verstarb die langjährige haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterin Gertrud Tschäpe im Alter von 82 Jahren im Krankenhaus. Sie war durch ihre Vorerkrankungen doch sehr schwach, sodass sie aus der notwendigen OP nicht mehr aufgewacht ist. Es ist alles sehr schnell gegangen. Viele Jahre war sie Pfarrerin in Klein Schwarzlosen in der Altmark. Für den Kirchenkreis Jerichow/ Tangermünde war sie einige Jahre amtierende Superintendentin. Seit ca. 2006 war sie in der landeskirchlichen Weltgebetstagsarbeit aktiv und hat sich viele Jahre mit Herz und Seele in die Arbeit eingebracht.

Die ehemalige Leitende Pfarrerin Hanna Manser erinnert sich: „Gertrud war sehr engagiert in der WGT-Arbeit. In ihrer Wohnung wurde jede Besucherin erinnert an Papua Neuguinea oder an Nicaragua. Sie war weltoffen und politisch links, d.h. sie war engagiert für die armen Länder, auch schon zu DDR-Zeiten. Mit ihrem Wuschelkopf erinnerte sie an Angela Davis - und diesen Vergleich hat sie gemocht. Ich habe sie immer humorvoll und leidenschaftlich erlebt. Sie war gerne eine Frau der Kirche mit Ideen Verkrustetes aufzuweichen und Begegnungen - gerade auch in der Ökumene - zu fördern. Immer habe ich sie hochengagiert, sehr humorvoll und offen erlebt.“

Auch Kristina Kootz als langjährige Kollegin erinnert sich: „Unter Angela Davis firmiert sie auch bei uns zu Hause. Unser Sohn drängelte auch schon mal gern, wenn wir uns nach dem Gottesdienst noch in einen Schwatz vertieften. Ich habe Gertrud Tschäpe als glühende Vertreterin der Kirchenprovinz Sachsen erlebt. Vielleicht lagen ihr auch aus diesem Grund die WGT-Werkstätten in Wernigerode und Magdeburg besonders am Herzen. Nachdem sie mit der WGT-Arbeit für die Evangelischen Frauen in Mitteldeutschland aufgehört hat, habe ich sie in der Domgemeinde Magdeburg beheimatet erlebt, auch hier hat sie sich stark für den WGT engagiert, indem sie den WGT in die einzelnen Gemeindekreise getragen und jüngere Frauen an die Verantwortung herangeführt hat. Sie war humorvoll, leidenschaftlich und durchaus auch streitbar.“

Eine der Ehrenamtliche erinnert sich ebenfalls an die streitbare Seite dieser höchst engagierten Frau: „Ja, sie war streitbar. Und obwohl ihre soziale Art uns oft an Grenzen führte, ist und bleibt sie doch eine Art Pionierin des WGT in unserer Landeskirche“.

Mit Gertrud Tschäpe verlieren wir eine engagierte Beterin des Weltgebetstages, die ihrer schweren Erkrankung immer wieder die Stirn bot. Nun endet ihr Lebenskreis. Sie hinterlässt uns neben einem reichen Erbe in der kirchlichen Frauen- und Weltgebetstagsarbeit auch ihre veröffentlichten Tagebuchaufzeichnungen „Zwei deutsche Pfarrer: Tagebuchnotizen und Gespräche aus dem Ruhrgebiet und der Altmark“1  und den Dokumentarfilm „Brüder und Schwestern in Deutschland? - Pfarrertausch auf Zeit zwischen Ost und West“2.

Dankbar schauen wir zurück und wünschen Gertrud Tschäpe die Erfüllung von Gottes umfassender Friedensverheißung:

„Zeige uns, ha-Schem, deine Freundlichkeit. Dein Befreien lass uns zuteilwerden.
Ich will hören, was die Gottheit sagt – ha-Schem, unbestritten, verkündet:
Frieden seinem Volk und denen, die Gott lieben, dass sie sich nicht zur Mutlosigkeit wenden.
Ja! Nahe ist sein Befreien denen, die Gott ergeben sind, dass glanzvolle Würde in unserem Land wohne.
Freundlichkeit und Verlässlichkeit treffen aufeinander. Gerechtigkeit und Frieden küssen sich.
Verlässlichkeit wird aus der Erde sprießen, Gerechtigkeit vom Himmel herabschauen.“ Psalm 85 BigS

Foto: Maria Faber

[1] Aufbau Taschenbuch Verlag, 1991, www.aufbau-verlage.de
[2]
In dem Dokumentarfilm werden Olaf Jellema aus Essen-Katernberg und Gertrud Tschäpe aus der Altmark bei ihrem Arbeitsplatztausch filmisch begleitet, DEFA-Studio für Dokumentarfilme GmbH, 1990 – 1991. https://www.defa-stiftung.de/filme/filme-suchen/brueder-und-schwestern-in-deutschland-pfarrertausch-auf-zeit-zwischen-ost-und-west/

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