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Theologie

Wort zur Schöpfungszeit vom 1.9.-4.10.2020

03.09.2020

Haben Sie heute schon gestaunt? Ich habe heute schon über meinen Rosenstock und sein unermüdliches Blühen gestaunt. Und der Gesang einer Amsel, mitten auf einer belebten Kreuzung, hat mich in Erstaunen versetzt. Ich war verwundert: Woher nimmt der Vogel seine Unbeirrbarkeit, bei all dem Lärm sein Lied zu singen? Gestaunt haben die Menschen zu allen Zeiten. So betet ein Mensch im 92. Psalm und ruft staunend aus: „Wie großartig sind deine Werke, Ewige!“ (Ps 92,6 Bibel in gerechter Sprache). Und für Platon gehörte das Staunen zum Anfang der Philosophie. Für ihn war klar, nur wer das Wunderbare der Welt und des Lebens wahrnimmt, macht sich auch Gedanken darüber.
Das genau ist das Anliegen der Schöpfungszeit, an die ich heute erinnern möchte. Auf eine Empfehlung der europäischen Kirchen wurde sie eingeführt und wird in Deutschland nun schon seit 10 Jahren ökumenisch gefeiert. Schöpfungszeit ist vom 1. September bis zum 4. Oktober. Der 1. September gilt bei den Orthodoxen Kirchen und der Römisch-katholischen Kirche als der Tag der Schöpfung. Der 4. Oktober ist der Gedenktag des Franz von Assisi. Franz von Assisi betonte in seiner besonderen Art: Der Mensch ist ein Teil der Schöpfung und sollte diese achten.

In der Schöpfungszeit werden wir eingeladen, die Wunder der Schöpfung neu wahrzunehmen und genauer hinzusehen. Wenn ich mit offenen Augen und offenem Herzen der Schöpfung begegne, dann erschrecke ich über die Zerstörung der Natur. Ich sehe den Müll im Wald und lasse ihn nicht liegen, hole mir vielleicht Unterstützung. So beginnt ein kritisches Hinterfragen meiner und unserer Lebensweise. Es ist der Anfang eines Prozesses hin zu einem umweltbewussten Leben. „Denn nur was man wahrnimmt und kennt, bewahrt man.” Davon bin ich überzeugt.

Vielleicht gelingt es in den nächsten Wochen ins Gespräch zu kommen über die Veränderungen, die notwendig sind. Dann können wir immer wieder neu staunen und die Psalmworte rufen: „Wie großartig sind deine Werke, Ewige!“

Wort zur Schöpfungszeit: Pfarrerin Christiane Apitzsch-Pokoj / Mühlhausen

Foto: Angelika Wolter / pixelio.de