Theologie - Archiv
Rückblick »Maria aus Magdala, die Jüngerin, die Jesus liebte«
07.11.2023
Am 06.11.2023 hielt im Rahmen des Montagsgesprächs im Kloster Donndorf (Ländliche Heimvolkshochschule Thüringen e. V.) Eva Lange einen Vortrag zu »Maria aus Magdala, die Jüngerin, die Jesus liebte«. Siebzehn Teilnehmende waren der Einladung gefolgt und lauschten konzentriert den Ausführungen. Neben den Bibelversen, in denen Maria Magdalena genannt wird, lag ein Schwerpunkt des Vortrags auf der Wirkungsgeschichte, die vor allem durch die Auslegungstradition ab dem 6. Jahrhundert geprägt wurde. Die treue Jüngerin Maria aus Magdala, die selbst vom auferstandenen Jesus Christus beauftragt wurde zu verkünden, wurde theologisch zur großen Sünderin stilisiert. Es ist den Feministischen Theologinnen der letzten Jahrzehnte zu verdanken, dass das Bild der Maria Magdalena wieder revidiert wurde. So unterscheiden wir heute zwischen Maria Magdalenas Bild in der Wirkungsgeschichte und der „Apostelin der Apostel“.
Neuere theologische Erkenntnisse, die sich auch aus apokryphen Texten wie dem »Evangelium nach Maria« speisen und die darauf hinweisen, dass Maria aus Magdala in den ersten Jahrhunderten eine Führungsposition innehatte, kamen ebenfalls zur Sprache.
In der anschließenden Diskussion wurde noch einmal deutlich, dass die Bibeltexte Ermutigung und Stärkung für Menschen bedeuten können, insbesondere für Frauen*, wenn starke Frauenpersönlichkeiten gezeigt werden. Aber es kam auch zur Sprache, dass diese Texte trotzdem unser reflektierendes Denken herausfordern, wenn wir fragen, wer den biblischen Text geschrieben hat oder wer an den Entscheidungsprozessen bei der Kanonisierung der Bibel im 4. Jahrhundert beteiligt war und darüber mitbestimmt hat, welche Evangelien in die Heilige Schrift aufgenommen wurden und welche nicht.