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Theologie - Archiv

Bericht vom Online-Vortrag »Maria aus Magdala: Die Jüngerin, die Jesus liebte« mit Prof.in Dr. Silke Petersen

03.05.2023

Am Donnerstag, 27.04.23., ließen sich über 40 Menschen zu dem Online-Vortrag mit Prof. Dr. Silke Petersen und dem anschließenden Gespräch einladen. Die Veranstaltung wurde ökumenisch angeboten von den Evangelischen Frauen in Mitteldeutschland und der Katholischen Akademie des Bistums Magdeburg.

Bevor Frau Prof. Dr. Petersen in biblische und apokryphe Texte einführte, aus denen neue Erkenntnisse über Maria aus Magdala hergeleitet werden, erinnerte sie Bilder, die wir kennen: In der Kunst wurden ab dem Mittelalter und sich steigernd bis in die Neuzeit Maria-Magdalenen-Darstellungen sexuell aufgeladen und sie wurde auch als Prostituierte dargestellt. Dies hat seinen Grund in der Vermischung der biblischen Figur der Maria Magdalena mit der reuigen Sünderin (Lk 7), welche aufgrund päpstlicher Lehre entstand (6. Jhdt.).

Doch der biblische Befund zeigt Maria aus Magdala als Zeugin der Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung Jesu. Der auferstandene Christus erscheint ihr und von ihm bekommt sie den Auftrag, den Jüngern (und Jüngerinnen) zu verkündigen (Joh 20,18). Im paulinischen Sinne wird sie zur „Apostelin der Apostel“ (1. Kor 9,1).

In den apokryphen Evangelien nach Maria, nach Thomas und nach Phillipus wird sie als Lieblingsjüngerin Jesu gezeichnet, als Gefährtin (koinonos) Jesu und als Gegenpart zu Petrus. Diese wichtige Traditionslinie verschwand aus dem Kanon. „Das eine, was hier durchschimmert, ist die Frage nach der Führungsposition von Frauen in der Kirche. Wir haben es mit klassisch patriarchalen Gesellschaften zu tun. Wir haben durch Jesus eine Wertschätzung des Weiblichen. In den ersten Jahrzehnten haben die Frauen wohl in der Gemeindebildung eine wichtige Rolle gespielt. Es gab wahrscheinlich Gemeindeleiterinnen. Wir können aber erkennen, dass in dem Moment, in dem das Christentum sich immer stärker etabliert, ganz klar Bestrebungen da sind, die Frauen wieder zurückzudrängen.“ (Prof. Dr. Silke Petersen)

Im an den Vortrag anschließenden Gespräch konnte uns Frau Petersen zu Differenzierungen anregen: wie stehen unsere Glaubenssätze im Verhältnis zur exegetischen Forschung? Was ist historisch, was als Redaktion durch die Evangelisten zu verstehen und was heutige Interpretation? Wird an der Figur der Maria Magdalena beispielhaft die Frage der Geschlechterdifferenz in der antiken Zeit diskutiert?

Diese Wieder- und Neuentdeckung der Maria aus Magdala kann für uns christliche Frauen ermutigend sein, dass auch wir emanzipierte Nachfolgerinnen Jesu, Verkündigerinnen und Gemeindeleiterinnen sein können.

Bericht: Eva Lange

Weitere Informationen zur Arbeit von Silke Petersen finden Sie hier.

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